Management & Strategien | 25.08.2021

Viele Gastro-Betriebe haben umgedacht

Stefan Brehm, Director Marketing Germany bei Lightspeed: "Der Gast wird zukünftig mehr in die Prozesse in der Gastronomie und im Hotel eingebunden werden. Ich gehe auch davon aus, dass der Gast das auch will, gerade die jüngere Generation." / Foto: Lightspeed

Vergangene Woche stellte Lightspeed seine eigene Payment-Lösung vor. Wir haben mit Stefan Brehm, Director Marketing Germany des Unternehmens, über das neue digitale Tool und die allgemeine Digitalisierung in der Gastronomie gesprochen. Die Fragen stellte Yvonne Ludwig-Alfers.

Digitalisierung und das Gastgewerbe, ein schier endloses Thema – wie in ganz Deutschland. Im Mai 2020 haben Sie in einem Interview gastronomische Betriebe zusammen mit Henning Wolter (VASol), dazu aufgefordert, ihre Prozesse zu digitalisieren und so ihren Betrieb zu optimieren. Ist die Message angekommen? Beobachten Sie eine verstärkte Digitalisierung in der Branche seit Beginn der Pandemie?

Sicherlich hat es nichts mit unserem Aufruf zu tun, aber die Digitalisierung hat in den vergangenen Monaten zugenommen. Viele Gastro-Betriebe haben aufgrund der neuen Situation umgedacht. Während der Schließungen mussten sie Lösungen finden, um Umsatz zu generieren. Zum Beispiel im E-Commerce-Bereich. Gefragt waren besonders digitale Lösungen für die Abwicklung von Bestellungen, Lieferungen und Abholung. In diesen Bereich wurde viel investiert. Außerdem stieg die Nachfrage für das kontaktlose Bezahlen.

Ein weiterer Bereich war das Fiskalisierungsgesetz – auch eine Art der Digitalisierung, die vom Staat vorgegeben wurde. Da haben sich viele Gastronomen gesagt: Wenn ich das umsetze, kann ich auch gleich das andere mitmachen. Die Gastronomen haben sich auf jeden Fall während der letzten 18 Monate viel mehr über Digitalisierungsmöglichkeiten informiert, als das zuvor der Fall war.

Während der Corona-Pandemie hat Lightspeed Hilfsprogramme für die Gastronomie ins Leben gerufen, beispielsweise das Tool Bon Appétit für einen Onlineshop, weitere kostenlose Digitalpakete mit entsprechenden Tools, Webinare und vieles mehr. Wie wurde dies angenommen?

Die cleveren Gastronomen haben sich in der Pandemie neu erfunden, indem sie beispielsweise Eigenprodukte wie Suppen, Saucen oder Marmelade verkauft haben. Mit unserer Onlineshop-Vorlage Bon Appétit konnten wir so einige Kunden hinzugewinnen. Die Corona-Politik mit ihren sich immer wieder verändernden Einschränkungen hat auch zu Verunsicherung geführt. Viele Betriebe haben sich gesagt, als sie ihr Restaurant schließen mussten: Wir würden das jetzt gerne umsetzen, aber wir wissen ja nicht, was morgen ist.

Unsere Digitalpakete, die wir angeboten haben, sind sehr gut angenommen worden. Die gestiegene Nachfrage konnten wir gut bewältigen, da unsere Mitarbeiter zu 100 Prozent da waren. Wir haben nichts herunterfahren müssen, wie es bei anderen Unternehmen der Fall war. Außerdem kam den Gastronomen und damit auch uns die Überbrückungshilfe der Regierung zugute.

Kam Ihnen während der Pandemie zugute, dass Sie international aufgestellt sind?

Sehr. Wir konnten so beispielsweise beobachten und eruieren, welche Produkte in anderen Ländern bereits gut funktionieren und auch in Deutschland gebraucht werden. Ein Beispiel war Australien. Während hierzulande alles geschlossen war, war die Gastronomie in Australien offen. So konnten wir beobachten, wie das Geschäft wieder anziehen kann und welche Tools dafür benötigt werden.

Ihre Einschätzung als Experte: Hinkt Deutschland in puncto Digitalität anderen Ländern sehr hinterher?

Nein, das würde ich so nicht sagen, obwohl es oft so dargestellt wird – bezogen auf die Gastronomie. Deutschland ist allerdings im Payment-Bereich noch lange nicht so weit wie beispielsweise Schweden. Aber mit anderen europäischen Ländern wie England, Frankreich und der Schweiz sind wir auf einer Höhe. Natürlich ist es aber auch immer eine Frage, wo man sich in Deutschland befindet. In einem Ballungsgebiet ist die Digitalisierung schneller umgesetzt als in ländlichen Gegenden.

Wo sehen Sie noch weiße Flecken in Deutschland bei der Digitalisierung im Gastgewerbe?

Ich sehe noch viel Potenzial im Bereich Robotik in Deutschland, da wird die nächsten Jahre noch viel passieren, auch aufgrund der Personalsituation, die sich nicht mehr ändern wird. Diesbezüglich sind aber auch noch weitere Lösungen gefragt, wie zum Beispiel die digitale Speisekarte und die digitale Bestellung im Restaurant, weil Servicepersonal fehlt. Verstärkt werden auch beispielsweise in der Hotellerie noch Check-in-Terminals kommen, weil viele Häuser keine Rezeptionisten mehr finden. Der Gast wird zukünftig mehr in die Prozesse in der Gastronomie und im Hotel eingebunden werden. Ich gehe auch davon aus, dass der Gast das auch will, gerade die jüngere Generation. Wir beobachten, dass bei Neueröffnungen von gastgewerblichen Betrieben diese Punkte stets Themen sind. Eine Überlegung hierbei ist auch, Personalkosten zu sparen, um Preise für Speisen nicht erhöhen zu müssen, die der Gast wiederum nicht bereit wäre zu zahlen.

Viel Potenzial steckt auch noch in der Datenanalyse. Hier bietet Lightspeed bereits viel, aber den Gastronomen muss erklärt werden, welche Erkenntnisse sie aus den Daten gewinnen und wie sie sie anschließend umsetzen können.

Lightspeed bietet mit seinem System eine All-in-one Handelsplattform für das Gastgewerbe, nun kam aktuell eine eigene Payment-Lösung hinzu. Wurde zuvor auf andere Partner gesetzt, denn kontaktlos bezahlen via Smartphone und Karte konnten Restaurantgäste bei Lightspeed-Kunden ja bereits zuvor schon?

Zuvor haben wir in diesem Bereich auf Partner gesetzt. Der maßgebliche Unterschied ist nun, dass bei unserer neuen Lightspeed Payment-Lösung die Kasse und die Payment-Software permanent miteinander kommunizieren. Die Lösung ist voll integriert und bietet mehr Auswertungsmöglichkeiten. Sie erleichtert zudem die Abrechnung nach einer Schicht beziehungsweise den Tagesabschluss. Für den Kunden hat die Lösung den enormen Vorteil, dass er nun alles aus einer Hand und nicht mehrere Ansprechpartner hat, sowie eine Abrechnung. Im zweiten Schritt werden noch weitere Features hinzukommen, die den Service und den Vertrieb noch stärker unterstützen und die wir bereits in anderen Ländern testen.   

Die Implementierung erfolgte nach genauen Beobachtungen des Marktes und repräsentativen Umfragen, auch aus Ihrem Haus. Lightspeed ist aber auch nah bei seinen Kunden. Kamen von diesen ebenfalls Anregungen, eine solche Lösung zu integrieren?

Bei der Entwicklung eines neuen Tools beziehen wir stets Kunden mit ein. Das startet bereits bei der Planung eines Produktes bis hin zum Launch. Wir haben immer Kunden, übrigens nicht immer dieselben, aus verschiedenen Kategorien, die uns bei der Einführung eines Produktes begleiten. Sie geben uns Anregungen und haben auch Gelegenheit, Wünsche zu äußern. Wir geben ein Produkt erst frei, wenn wir uns sicher sind, dass es zu 100 Prozent funktioniert.

Wie lange dauert eigentlich eine Entwicklung neuer Tools?

Das ist sehr unterschiedlich. Die Entwicklung der Payment-Lösung war komplexer, da hier umfangreiche gesetzliche Vorgaben erfüllt werden müssen. Auf der anderen Seite gibt es Produkte, die an bestehende Produkte andocken und dementsprechend schneller entwickelt werden können, sogar innerhalb weniger Wochen. 

Das neue Payment-System unterstützt Girocard/EC-Karte, alle gängigen Kreditkarten sowie Apple Pay und Google Pay. Ist auch das Bezahlen per PayPal möglich? Immerhin gibt es 377 Millionen aktive Kundenkonten weltweit und 29,1 Millionen Kunden in Deutschland (Stand Ende 2020).

Die Integration von PayPal wird derzeit noch nicht angeboten, da wir uns zunächst auf die gängigsten Zahlungsmethoden konzentriert haben – aber wir werden in absehbarer Zeit noch weitere Angebote hinzunehmen.

www.lightspeedhq.de


Beiträge, die Sie auch interessieren könnten

Anzeige
Management & Strategien Viele Gastro-Betriebe haben umgedacht Vergangene Woche stellte Lightspeed seine eigene Payment-Lösung vor. Wir haben mit Stefan Brehm, Director Marketing Germany des Unternehmens, über das neue digitale Tool und die allgemeine Digitalisierung in der Gastronomie gesprochen. Die Fragen stellte Yvonne Ludwig-Alfers.Digitalisierung und das Gastgewerbe, ein schier endloses Thema – wie in ganz Deutschland. Im Mai 2020 haben Sie in einem Interview gastronomische Betriebe zusammen mit Henning Wolter (VASol), dazu aufgefordert, ihre Prozesse zu digitalisieren und so ihren Betrieb zu optimieren. Ist die Message angekommen? Beobachten Sie eine verstärkte Digitalisierung in der Branche seit Beginn der Pandemie?Sicherlich hat es nichts mit unserem Aufruf zu tun, aber die Digitalisierung hat in den vergangenen Monaten zugenommen. Viele Gastro-Betriebe haben aufgrund der neuen Situation umgedacht. Während der Schließungen mussten sie Lösungen finden, um Umsatz zu generieren. Zum Beispiel im E-Commerce-Bereich. Gefragt waren besonders digitale Lösungen für die Abwicklung von Bestellungen, Lieferungen und Abholung. In diesen Bereich wurde viel investiert. Außerdem stieg die Nachfrage für das kontaktlose Bezahlen.Ein weiterer Bereich war das Fiskalisierungsgesetz – auch eine Art der Digitalisierung, die vom Staat vorgegeben wurde. Da haben sich viele Gastronomen gesagt: Wenn ich das umsetze, kann ich auch gleich das andere mitmachen. Die Gastronomen haben sich auf jeden Fall während der letzten 18 Monate viel mehr über Digitalisierungsmöglichkeiten informiert, als das zuvor der Fall war.Während der Corona-Pandemie hat Lightspeed Hilfsprogramme für die Gastronomie ins Leben gerufen, beispielsweise das Tool Bon Appétit für einen Onlineshop, weitere kostenlose Digitalpakete mit entsprechenden Tools, Webinare und vieles mehr. Wie wurde dies angenommen?Die cleveren Gastronomen haben sich in der Pandemie neu erfunden, indem sie beispielsweise Eigenprodukte wie Suppen, Saucen oder Marmelade verkauft haben. Mit unserer Onlineshop-Vorlage Bon Appétit konnten wir so einige Kunden hinzugewinnen. Die Corona-Politik mit ihren sich immer wieder verändernden Einschränkungen hat auch zu Verunsicherung geführt. Viele Betriebe haben sich gesagt, als sie ihr Restaurant schließen mussten: Wir würden das jetzt gerne umsetzen, aber wir wissen ja nicht, was morgen ist.Unsere Digitalpakete, die wir angeboten haben, sind sehr gut angenommen worden. Die gestiegene Nachfrage konnten wir gut bewältigen, da unsere Mitarbeiter zu 100 Prozent da waren. Wir haben nichts herunterfahren müssen, wie es bei anderen Unternehmen der Fall war. Außerdem kam den Gastronomen und damit auch uns die Überbrückungshilfe der Regierung zugute.Kam Ihnen während der Pandemie zugute, dass Sie international aufgestellt sind?Sehr. Wir konnten so beispielsweise beobachten und eruieren, welche Produkte in anderen Ländern bereits gut funktionieren und auch in Deutschland gebraucht werden. Ein Beispiel war Australien. Während hierzulande alles geschlossen war, war die Gastronomie in Australien offen. So konnten wir beobachten, wie das Geschäft wieder anziehen kann und welche Tools dafür benötigt werden.Ihre Einschätzung als Experte: Hinkt Deutschland in puncto Digitalität anderen Ländern sehr hinterher?Nein, das würde ich so nicht sagen, obwohl es oft so dargestellt wird – bezogen auf die Gastronomie. Deutschland ist allerdings im Payment-Bereich noch lange nicht so weit wie beispielsweise Schweden. Aber mit anderen europäischen Ländern wie England, Frankreich und der Schweiz sind wir auf einer Höhe. Natürlich ist es aber auch immer eine Frage, wo man sich in Deutschland befindet. In einem Ballungsgebiet ist die Digitalisierung schneller umgesetzt als in ländlichen Gegenden.Wo sehen Sie noch weiße Flecken in Deutschland bei der Digitalisierung im Gastgewerbe?Ich sehe noch viel Potenzial im Bereich Robotik in Deutschland, da wird die nächsten Jahre noch viel passieren, auch aufgrund der Personalsituation, die sich nicht mehr ändern wird. Diesbezüglich sind aber auch noch weitere Lösungen gefragt, wie zum Beispiel die digitale Speisekarte und die digitale Bestellung im Restaurant, weil Servicepersonal fehlt. Verstärkt werden auch beispielsweise in der Hotellerie noch Check-in-Terminals kommen, weil viele Häuser keine Rezeptionisten mehr finden. Der Gast wird zukünftig mehr in die Prozesse in der Gastronomie und im Hotel eingebunden werden. Ich gehe auch davon aus, dass der Gast das auch will, gerade die jüngere Generation. Wir beobachten, dass bei Neueröffnungen von gastgewerblichen Betrieben diese Punkte stets Themen sind. Eine Überlegung hierbei ist auch, Personalkosten zu sparen, um Preise für Speisen nicht erhöhen zu müssen, die der Gast wiederum nicht bereit wäre zu zahlen.Viel Potenzial steckt auch noch in der Datenanalyse. Hier bietet Lightspeed bereits viel, aber den Gastronomen muss erklärt werden, welche Erkenntnisse sie aus den Daten gewinnen und wie sie sie anschließend umsetzen können.Lightspeed bietet mit seinem System eine All-in-one Handelsplattform für das Gastgewerbe, nun kam aktuell eine eigene Payment-Lösung hinzu. Wurde zuvor auf andere Partner gesetzt, denn kontaktlos bezahlen via Smartphone und Karte konnten Restaurantgäste bei Lightspeed-Kunden ja bereits zuvor schon? Zuvor haben wir in diesem Bereich auf Partner gesetzt. Der maßgebliche Unterschied ist nun, dass bei unserer neuen Lightspeed Payment-Lösung die Kasse und die Payment-Software permanent miteinander kommunizieren. Die Lösung ist voll integriert und bietet mehr Auswertungsmöglichkeiten. Sie erleichtert zudem die Abrechnung nach einer Schicht beziehungsweise den Tagesabschluss. Für den Kunden hat die Lösung den enormen Vorteil, dass er nun alles aus einer Hand und nicht mehrere Ansprechpartner hat, sowie eine Abrechnung. Im zweiten Schritt werden noch weitere Features hinzukommen, die den Service und den Vertrieb noch stärker unterstützen und die wir bereits in anderen Ländern testen.   Die Implementierung erfolgte nach genauen Beobachtungen des Marktes und repräsentativen Umfragen, auch aus Ihrem Haus. Lightspeed ist aber auch nah bei seinen Kunden. Kamen von diesen ebenfalls Anregungen, eine solche Lösung zu integrieren?Bei der Entwicklung eines neuen Tools beziehen wir stets Kunden mit ein. Das startet bereits bei der Planung eines Produktes bis hin zum Launch. Wir haben immer Kunden, übrigens nicht immer dieselben, aus verschiedenen Kategorien, die uns bei der Einführung eines Produktes begleiten. Sie geben uns Anregungen und haben auch Gelegenheit, Wünsche zu äußern. Wir geben ein Produkt erst frei, wenn wir uns sicher sind, dass es zu 100 Prozent funktioniert.Wie lange dauert eigentlich eine Entwicklung neuer Tools?Das ist sehr unterschiedlich. Die Entwicklung der Payment-Lösung war komplexer, da hier umfangreiche gesetzliche Vorgaben erfüllt werden müssen. Auf der anderen Seite gibt es Produkte, die an bestehende Produkte andocken und dementsprechend schneller entwickelt werden können, sogar innerhalb weniger Wochen. Das neue Payment-System unterstützt Girocard/EC-Karte, alle gängigen Kreditkarten sowie Apple Pay und Google Pay. Ist auch das Bezahlen per PayPal möglich? Immerhin gibt es 377 Millionen aktive Kundenkonten weltweit und 29,1 Millionen Kunden in Deutschland (Stand Ende 2020).Die Integration von PayPal wird derzeit noch nicht angeboten, da wir uns zunächst auf die gängigsten Zahlungsmethoden konzentriert haben – aber wir werden in absehbarer Zeit noch weitere Angebote hinzunehmen.www.lightspeedhq.de

Anmelden


Sie haben noch keinen Zugang? Jetzt kostenlos registrieren!

Passwort vergessen?

Kostenlose Registrierung


Sie haben bereits einen Zugang? Zum Login!

Passwort vergessen


Diese Website verwendet Cookies. Indem Sie die Website und ihre Angebote nutzen und weiter navigieren, akzeptieren Sie diese Cookies. Dies können Sie in Ihren Browsereinstellungen ändern. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.