Alle Zeichen stehen auf Öffnung. Die Lage scheint noch etwas unübersichtlich, aber in allen Bundesländern öffnet in diesen Tagen zumindest die Außengastronomie, während in manchen Gebieten sogar schon ein geregelter Gastronomiebetrieb durchführbar ist. Der Ansturm auf die Gastronomie der ersten Tage zeigt deutlich, wie sehr Restaurants und Co in den letzten sieben Monaten von den Menschen vermisst wurden. Darauf zielt auch ein emotionaler Kurzfilm ab, der gemeinsam mit dem Leaders Club initiiert wurde. Dennoch sind Gastronomen gerade jetzt und auch zukünftig auf die Unterstützung der Politik angewiesen, denn der Betrieb kann nur eingeschränkt wieder hochgefahren werden. Dabei geht es vor allem um den weiteren Ausbau der wirtschaftlichen Unterstützung und die Forderung nach einem einheitlichen Stufenkonzept sowie die bundesweite Öffnung der Innengastronomie.
Die Prognosen für das gesellschaftliche Leben in der nächsten Zeit sehen aktuell sehr viel besser aus als noch vor einigen Wochen. In allen Bundesländern werden derzeitig Lockerungen beschlossen und eine Normalität nach Prä-Corona-Maßstäben scheint im Bereich des Möglichen zu sein. Allen voran werden immer wieder Branchen wie die Gastronomie und der Einzelhandel genannt, die es in den letzten Monaten besonders stark getroffen hat. Viele der Gastronomen haben ihre Gaststätten bereits geöffnet oder bereiten gerade auf Hochtouren alles für die Wiedereröffnung vor. Dieser vorsichtige Aufbruch steht auch im Mittelpunkt der neuen Kampagne „Dein Dritter Ort – Vorfreude“, die von den Gastronomie-Netzwerken Leaders Club und Gastgeberkreis initiiert wurde. Herzstück ist ein auf Facebook und Instagram verbreiteter emotionaler Kurzfilm, der bei Gästen, Gastronomen und ihren Mitarbeitern Vorfreude und Zuversicht für eine Rückkehr zu einer lebendigen Gastronomielandschaft wecken soll. Darüber hinaus fordern der Gastgeberkreis und Leaders Club von den politischen Entscheidungsträgern für die Branche konkrete Maßnahmen und weitere Hilfe.
Sofortige Öffnung der Innengastronomie
So wird innerhalb der Branche eine schnellstmögliche Wiedereröffnung der Innenbereiche der Restaurants gefordert. Die Modellregionen, unter anderem in Schleswig-Holstein, haben erfolgreich aufgezeigt, dass die bereits im vergangenen Jahr entwickelten und stetig optimierten Hygiene- und Sicherheitskonzepte wirken.
Fortführung der wirtschaftlichen Unterstützung
Gerade zu Beginn der Wiedereröffnungsphase werden die Umsätze voraussichtlich durch Kapazitätsbeschränkungen, unsicheres Wetter und Sorge vor Infektionen weiterhin stark schwanken. Damit das Gastgewerbe diese letzte Phase der Pandemie wirtschaftlich übersteht, ist eine umgehende Auszahlung der bei manchen Gastronomen noch ausstehenden Hilfen sowie eine Verlängerung der Überbrückungshilfe III beziehungsweise eine Überbrückungshilfe VI nötig, die auch bei geringeren Umsatzverlusten von 25 Prozent einen Anteil der Fixkosten übernimmt. Zudem muss die Überbrückungshilfe inhaltlich deutlich nachgebessert werden. Insbesondere fordert die Gastronomie, dass die Deckelung nach EU-Beihilferecht sowie die nationalen Grenzwerte aufgehoben werden und es einen vollumfänglichen Schadenausgleich wie in der November-/Dezember-Hilfe gibt, damit sie ihren Status als Sonderopfer der Pandemie kompensieren kann. Die Zahlung des Kurzarbeitergelds muss ebenfalls fortgeführt werden – inklusive der Sozialversicherungsbeiträge. Diese müssen seit Juli zu 50 Prozent von den Arbeitgebern getragen werden und stellen damit eine maßgebliche Belastung für eine sich gerade erholende Branche dar.
Mirko Silz, CEO der FR L’Osteria SE und Mitinitiator des Gastgeberkreises, ergänzt: „Bis einschließlich Mai 2021 hatte die Branche keine Chance, angemessene Umsätze zu generieren und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu beweisen. Wir sind jedoch überzeugt: Ein guter Sommer kann die Betriebe vor der pandemiebedingten Insolvenz retten. Deshalb muss ihnen die Zeit zur wirtschaftlichen Erholung gegeben und die Pflicht eines Insolvenzantrages bis September 2021 weiter ausgesetzt werden. Um der Gastronomie auch mittel- und langfristig zu helfen sowie sie zu stabilisieren, muss eine neue Regierung unmittelbar in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit ein Hilfspaket für die besonders hart von der Pandemie betroffenen Branchen, wie Gastro und Handel, auflegen und dann auch schnellstmöglich umsetzen.“