Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) schlägt Alarm: Die seit Monaten ansteigende Inflation gefährde nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit), sondern auch zentrale Strukturen der regionalen Daseinsvorsorge. Die DZG schlägt eine neue Inflationsausgleichsprämie sowie Entlastungen vor.
Höhere Kosten und sinkende Kaufkraft betreffen rund 250.000 Betriebe mit ihren 6,2 Millionen Beschäftigten. „Weitere inflations- und krisenbedingte Umsatzausfälle reißen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Lücken, die kaum zu schließen sind“, warnt Dr. Marcel Klinge, Vorstandsvorsitzender der DZG.
Die Inflation in Deutschland steigt seit einigen Monaten wieder an: Laut Statistischen Bundesamts erhöhten sich die Verbraucherpreise im November 2024 um 2,2 Prozent, im Dezember 2024 lagen sie sogar 2,6 Prozent über dem Vorjahresniveau – Tendenz steigend. „Wir steuern auf das dritte Jahr in Folge ohne Wirtschaftswachstum zu, viele gut bezahlte Arbeitsplätze in der Automobilindustrie werden abgebaut, die Menschen können sich weniger leisten. Dienstleistungen in der Gastronomie verteuerten sich sogar noch stärker. Hinzu kommen hohe Preise für Grundbedarfe wie Lebensmittel, Energie und Mobilität: Butter ist im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent teurer, während Deutschland weiterhin die höchsten Strompreise in Europa hat. Die Menschen stehen unter Druck. Für viele bleibt daher immer weniger Spielraum für zusätzliche Ausgaben in der Gastwelt“, erklärt der ehemalige Bundestagsabgeordnete.
Die DZG fordert eine Inflationsausgleichsprämie oder ein vergleichbares Modell, um die Kaufkraft der Verbraucher zu stärken. „Eine zielgerichtete Prämie kann nicht nur Arbeitnehmern helfen, sondern auch die Nachfrage in der Gastwelt erhöhen“, betont Klinge. Zusätzlich sieht die Denkfabrik strukturelle Entlastungen für den Mittelstand als „überfällig“ an. Sie bringt unter anderem eine dauerhafte Senkung der Stromsteuer auf den EU-Mindestwert, ein Kosten-Moratorium bei der Lkw-Maut bis 2029 sowie eine Reform des Umsatzsteuersystems mit einem dauerhaft reduzierten Satz für Speisen ins Gespräch.
„Ohne entschlossene politische Maßnahmen drohen immer mehr Gastwelt-Betriebe zu verschwinden“, warnt Klinge. Ein solcher Verlust wäre nicht nur ein wirtschaftlicher Rückschlag, sondern würde zentrale Orte des gesellschaftlichen Austauschs und der demokratischen Begegnung zerstören. „Hier geht es um das #HerzUnsererGesellschaft, angefangen von der Dorfkneipe, dem Hotel über das Kino und die Schulverpflegung bis hin zum Schwimmbad und zum Freizeitpark.“
Die 250.000 Gastwelt-Betriebe müssten außerdem für Investitionen in Hard- und Software genügend Spielraum haben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Denkfabrik schlägt deshalb ein Sonderinvestitionsprogramm in Höhe von mindestens 500 Millionen Euro für die energetische Sanierung, Digitalisierung und Automatisierung der Gastwelt vor. Ergänzend fordert sie die Gründung einer spezialisierten Gastwelt-Förderbank, um den Zugang zu günstigen Finanzierungslösungen für Unternehmen im Tourismus, Gastgewerbe, Foodservice und Freizeitbereich zu erleichtern.