Die künftige Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass „grundsätzlich Bargeld und mindestens eine digitale Zahlungsoption schrittweise angeboten werden sollen“. Damit will die geplante Regierungskoalition den Bürgern Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr bieten. Die Gastwelt steht dieser Forderung teils kritisch gegenüber und fürchtet Mehrkosten für die Betriebe.
Eine aktuelle Studie von ibi research an der Universität Regensburg geht den Kosten der verschiedenen Zahlungsverfahren für den Einzelhandel auf den Grund. In der Untersuchung wird deutlich: Auch Zahlungen mit Bargeld verursachen auf Seite des Handels Kosten – etwa die Arbeitszeit für den Transport zur Bank und den Kassenschluss. Nach der Hochrechnung der Forschungsgruppe belaufen sich die personellen Kosten auf mindestens 91,92 Euro pro Monat, wenn der Mindestlohn zur Berechnung zugrunde liegt. Kaum teurer als die Annahme von Bargeld ist das günstigste Kartenzahlverfahren – die girocard. Die Kosten der nationalen Debitkarte sind nur geringfügig höher als beim Bargeld. Debitkarten der internationalen Kartensysteme sind im Durchschnitt mehr als doppelt so teuer, Kreditkarten liegen nochmals über diesem Betrag. Eine Studie des CFIN, Research Center for Financial Services, aus dem Jahr 2023 bestätigt die Unterschiede der Transaktionskosten und stellt heraus, dass das girocard-System für den deutschen Einzelhandel deutlich günstiger ist als internationale Bezahlsysteme.
„Mit der girocard, der Debitkarte der deutschen Banken und Sparkassen, haben wir hierzulande bereits ein bewährtes Zahlungssystem, das dem Handel zahlreiche Vorteile bietet und bei diesem besonders beliebt ist: günstige Entgelte, Zahlungssicherheit und eine hohe Kundenakzeptanz“, so Oliver Hommel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Euro Kassensysteme, die für Kommunikation und Weiterentwicklung der girocard verantwortlich ist. „Geschäftstreibende müssen weder hohe Mehrkosten noch Risiken fürchten, wenn sie die girocard als digitale Bezahloption anbieten.“
Der Vorstoß der Politik kommt einem Wunsch der Bevölkerung entgegen: 50 Prozent würden ein Gesetz zur Kartenakzeptanz befürworten, wie eine repräsentative Befragung des Allensbach-Instituts aus dem Herbst 2024 ergab. Rund jeder Dritte (31 Prozent) der Befragten ist von Cash Only-Geschäften genervt. Dass sich das Bezahlen mit der Karte selbst bei Kleinstbeträgen durchgesetzt hat, zeigt auch der stetig sinkende Durchschnittsbon der girocard-Transaktionen, der im Jahr 2024 mit 38,85 Euro erstmals unter 40 Euro lag. Eine Einführung bargeldloser Zahlverfahren kann sich für den Handel folglich auch in Sachen Kundenzufriedenheit lohnen.