Nationaler Biermarkt | 17.04.2020

Gastronomie im Shutdown: Vollbremsung auf Null

Fotostrecke Biermakt Momentan nicht möglich: Aufgrund der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Restaurantschließungen bricht auch für die Brauereien der Umsatz weg / Motivbild: www.pexels.com

Die Corona-bedingten Beschränkungen wurden aktuell bis zum 3. Mai verlängert; das Gastgewerbe leidet damit besonders lange unter den Restriktionen. Da lohnt sich der Blick auf die Brauereien, deren Produkte wie keine anderen für Gastronomie und Ausgehkultur in Deutschland stehen. Wir haben Repräsentanten verschiedener Brauereien zur Lage befragt; Umfrage und Antworten stammen aus der Woche vor Ostern.

Auf den Anfang des Jahres durchgeführten Bilanzpressekonferenzen etwa von Veltins und Krombacher beziehungsweise in den entsprechenden Pressemitteilungen gewährten die Brauereien noch die üblichen Einblicke in ihre Unternehmen, gaben Einschätzungen des Marktes ab, analysierten das Vorjahr und präsentierten neue Produkte für das Fußball-EM- und Olympiajahr 2020.

Dabei war längst nicht alles eitel Sonnenschein: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland mit einem sinkenden Bruttoinlandsprodukt, dazu die demografische Entwicklung, führten nach Beobachtung führender Brauer zu einem sinkenden Pro-Kopf-Bierverbrauch von nur noch etwa 100 Litern im Jahr 2019. Nach dem Rekordsommer 2018 kam es 2019 zwangsläufig zu einer gewissen Umsatzdelle; nach einem starken Frühjahr folgten ein schwacher Mai, Juni und August, außerdem gab es kein sportliches Großereignis wie Fußball-EM oder WM.

Mittelfristig verzeichnen die Experten – beispielhaft erläutert und aufbereitet etwa auf der Bilanzpressekonferenz von Veltins im fernen Januar – ein Schrumpfen der konsum- und ausgehfreudigen Zielgruppen und deutliche Absatzverluste der Brauwirtschaft. Seit der Jahrtausendwende verlor der deutsche Biermarkt knapp 18 Millionen Hektoliter; der Bierabsatz lag 2019 bei etwa 92 Millionen Hektolitern.

Als Phänomene in der Sortenentwicklung wurden beobachtet: Pils und besonders Weizen verloren in der Gunst der Verbraucher deutlich, Biermixe und alkoholfreie Biere stagnierten mit leichtem Plus, neue Sorten wie Hellbiere und Bierspezialitäten dagegen wuchsen überproportional. Offenbar also eine gute Chance, neue Produkte in den genannten Sparten zu launchen.

Soweit also der Normalfall in einem der wichtigsten Segmente des Gastgewerbes. In diesem Frühjahr jedoch ist alles anders. Wir haben unterschiedlichen Brauereien deshalb Fragen zur besonderen Shutdown-Situation in der Gastronomie gestellt:

Welche Hilfen, etwa Stundungen, gewähren Sie Ihren in Not geratenen Partnern in Gastronomie und Hotellerie?

Wie wirken sich die Maßnahmen der Regierung samt wegbrechendem Kneipen- und Biergartengeschäft, der Ausfall der Fußball-Bundesliga und erst recht die Absage der Fußball-EM auf Ihre Jahresprognosen aus?

Welche Maßnahmen, etwa Kurzarbeit, hat Ihre Brauerei ergriffen, welche weiteren Maßnahmen ziehen Sie in Erwägung?

Werden Sie den Launch von Neuprodukten gegebenenfalls verschieben?

Lesen Sie im Folgenden die Statements führender Vertreter der Branche.


Bitburger Braugruppe

Axel Dahm, Sprecher der Geschäftsführung

Natürlich haben die Ausbreitung des Corona-Virus und die aktuellen Maßnahmen der Politik zur Eindämmung des Virus auch tiefgreifende Folgen für das Geschäft und die tägliche Arbeit der Bitburger Braugruppe. Wie für uns alle wird aber entscheidend sein, wie lange die derzeitige Situation andauern wird. Seriöse Aussagen oder Prognosen über den weiteren Verlauf oder gar Umsatzfolgen und Verkaufszahlen können wir derzeit nicht treffen, sie stehen aber aus unserer Sicht auch nicht im Vordergrund. Höchste Priorität haben für uns in dieser Situation die Gesundheit unserer Mitarbeiter und deren Angehörigen, die Grundversorgung unserer Kunden sowie die Aufrechterhaltung unseres Geschäftsbetriebes, soweit dies möglich ist. Eine schnelle und weitreichende Einrichtung von Heimarbeitsplätzen zur Unterstützung der gesellschaftlich notwendigen Reduktion von Sozialkontakten wurde in der Unternehmensgruppe bereits umgesetzt.

Darüber hinaus sind wir im ständigen Austausch mit unseren Kunden und setzen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten mit zahlreichen individuelle Maßnahmen dafür ein, gemeinsam mit unseren Partnern diese enorme Herausforderung bestmöglich zu meistern.

www.bitburger-braugruppe.de


Brauerei Gebr. Maisel

Jeff Maisel, Inhaber

Wir werden allen Gastronomiepartnern, die bisher gut gewirtschaftet haben und nur durch die Corona-Krise in Bedrängnis geraten sind, im Rahmen unserer Möglichkeiten sehr gerne helfen, zum Beispiel mit Stundungen oder zusätzlichen Mitteln in Form von Überbrückungsdarlehen.

Abgesehen von einigen Gastronomen, die Abhol- und Lieferservices anbieten, ist unser Absatz in der Gastronomie aufgrund der momentanen Situation komplett zum Erliegen gekommen. Wir gehen in unseren Überlegungen momentan davon aus, dass wir in der Gastronomie im laufenden Jahr einen Absatzrückgang von etwa 40 Prozent haben werden.

Aktuell stehen die Gesundheit unserer Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden sowie die Aufrechterhaltung des Brauereibetriebes an oberster Stelle. Wir haben ein „Krisenteam Corona“ gebildet, in dem wir uns täglich zu aktuellen Neuerungen abstimmen. Zur Sicherheit unserer Mitarbeiter haben wir bereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Unser Außendienst ist komplett auf Home Office umgestellt, die Betreuung findet derzeit telefonisch und per Mail statt. Die Verwaltungsmitarbeiter arbeiten nach Möglichkeit ebenfalls im Home Office, in der Produktion haben wir eine spezielle Schichtenregelung eingeführt, damit die Kolleginnen und Kollegen möglichst wenig Kontakt untereinander haben. Für die LKW-Fahrer, die Bier bei uns abholen, haben wir gesonderte Aufenthaltsbereiche eingerichtet, so dass auch sie unsere Brauereigebäude nicht mehr betreten müssen. Wir glauben momentan – soweit möglich – auf der Höhe des Geschehens zu sein und sind darauf vorbereitet, unsere Maßnahmen an aktuelle Veränderungen anzupassen.

Aktuell ist jeder mit Krisenbewältigungsthemen beschäftigt, sodass momentan kein guter Zeitpunkt wäre, Neuprodukte zu lancieren – wir werden das daher auch nicht tun.

www.maisel.com


Meckatzer Löwenbräu

Markus Horn, Leiter Marketing

Wir haben bereits Ende März das Meckatzer Solidaritätspaket aufgelegt. Wir sind der Meinung, dass Apelle an Politiker und Entscheider wichtig sind, es jedoch nicht dabei bleiben darf. Wichtig ist, nun auch ins Tun zu gehen und unseren Partner kurzfristig bei der Liquidität zu helfen. Zum einen stunden wir die Pacht bei Eigenbetrieben bzw. bei von uns angemieteten Objekten für März und April bzw. auch darüber hinaus. Das gleiche gilt auch für offene Rechnungen aus Bierlieferungen und Darlehen, die Gastronomen von uns bekommen haben.

Wir brauen derzeit etwa ein Viertel weniger Bier als sonst. Wenn 25 Prozent wegfallen, ist das schon viel. Je nachdem, wie lange die Krise dauert, wird es auf einen ordentlichen sechsstelligen Betrag hinauslaufen.

In bestimmten Bereichen, die eng mit der Gastronomie, Veranstaltungen und Festen verknüpft sind, mussten wir Kurzarbeit anmelden. Weitere Maßnahmen ziehen wir nicht in Betracht. Uns ist wichtig, dass wir auch in Krisenzeiten unsere Unternehmenswerte leben, das heißt zum Wohle aller denken und entscheiden. Entsprechend wägen wir jeden Schritt genau ab. Schließlich wollen wir auch nach der Krise mit Lieferanten, Kooperations- und Vertriebspartnern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern partnerschaftlich erfolgreich zusammenarbeiten. Da müssen wir Meckatzer solidarisch sein und helfen statt Verbindungen zu kappen. In diesem Zusammenhang haben wir übrigens auch die Aktion #miteinanderstark ins Leben gerufen – eine Plattform, auf der wir alles zusammenführen, was den Alltag aktuell leichter und angenehmer macht.

Wir verschieben keine Markteinführung. Tatsächlich kam am 1. April unser Helles in der 0,33-Liter-Flasche in den Handel. Daran haben wir nicht gerüttelt, da war die Neugier unserer Kunden einfach schon im Vorfeld zu groß. Wir haben die Art der Kommunikation an die aktuelle Situation angepasst, zeigen zum Beispiel keine Picknickszene mit Freunden am See in den Anzeigen. Und ein Bier genießen kann man schließlich auch mit dem Partner Zuhause. Dann ist das einfach der ganz persönliche Genussmoment, den es auch in Corona-Zeiten geben muss.

www.meckatzer.de


Radeberger Gruppe

Birte Kleppien, Leiterin Unternehmenskommunikation

Die umfassenden behördlichen Einschränkungen und das eingebrochene Ausgehverhalten der Deutschen haben massive Auswirkungen auf das Gastronomiegeschäft, Finanzierungen durch Brauereien eingeschlossen. Diese Krise konnte niemand vorhersehen. Sie trifft uns alle unverschuldet, aber mit einer brachialen Gewalt, sorgt für harte Einschläge und stellt uns vor bisher ungekannte Herausforderungen.

Wir wollen unseren Kunden aber im Rahmen der Möglichkeiten helfen – und sei es mit Beratung und Unterstützung mit Blick auf staatliche Hilfs- und Überbrückungsangebote. So haben wir für Partner des Gastgewerbes eine Checkliste erstellt, die länderspezifische Angebote ebenso aufzeigt wie Kostensenkungspotenziale sowie auf den Startschuss nach der Corona-Krise vorbereitet. Das Serviceportal haben wir für interessierte Gastronomen freigeschaltet unter www.gastronomie-info.de

Des Weiteren sind wir aktiv in den Gesprächen mit unseren Kunden, besprechen Lösungen zu bestehen Vereinbarungen und Verträgen, definieren mögliche Unterstützungsmöglichkeiten, die für den Kunden und unsere Unternehmensgruppe in diesen fordernden und nicht planbaren Zeiten klar, zukunftsausgerichtet und vertretbar sind.

Derzeit leben wir – Bürger, Unternehmen, Behörden – in einer dynamischen Lage, für die es keine „Blaupause“ gibt. Wir müssen auch davon ausgehen, dass sich diese Situation in den nächsten Wochen, möglicherweise sogar Monaten, nicht nennenswert entspannen wird.

Sicher ist aber schon jetzt: Die Entwicklung wird nicht spurlos an der Getränke- und Brauwirtschaft vorbeiziehen. Wenn unzählige Veranstaltungen ausfallen oder – wie die Fußball-Europameisterschaft – auf das Folgejahr verschoben werden, wenn es einen Shutdown für die Gastronomie und kulturelle Einrichtungen gibt, spüren das alle Lieferanten des Außer-Haus-Marktes im Auftragseingang – davon ist unsere Unternehmensgruppe nicht ausgenommen. Ein Fazit werden wir allerdings erst ziehen können, wenn die Situation wieder zur Ruhe kommt.

Neben schon länger ergriffenen Maßnahmen (darunter Reduzierung von Terminen, Einstellung von Reisetätigkeiten, Rückzug des Außendienstes aus dem Feld) greifen wir – wie wohl viele Brauereien – auf das Instrument der Kurzarbeit zurück. Betroffen sind vorrangig der Vertrieb und unsere Verwaltung, weil in diesen Bereichen einige Aufgaben infolge der Auswirkungen der Corona-Krise nicht mehr oder nur in verringertem Maße erbracht werden können oder müssen. In Produktion, Technik und Logistik gibt es dagegen derzeit keine Kurzarbeitsmaßnahmen, da diese unsere Lieferfähigkeit in Richtung Handel sichern.

Ob darüber hinaus weitere Maßnahmen folgen müssen, prüfen wir laufend. Dabei leiten uns bei der Radeberger Gruppe zwei Prioritäten: Erstens unsere Belegschaft gesund durch diese Epidemie zu bringen. Und zweitens unsere Geschäftsprozesse bestmöglich abzusichern.

Die für dieses Jahr geplanten Neuprodukte wie beispielsweise der alkoholfreie Biermix Jever Fun Blutorange oder Oberdorfer Helles aus Bayern sind bereits seit Anfang März an unseren Rampen verfügbar. Ob es im Folgejahr weitere Portfolioveränderungen geben wird, werden wir – wie gewohnt – erst im Herbst prüfen.

www.radeberger-gruppe.de


Brauerei C. & A. Veltins

Herbert Sollich, Marketingdirektor

Die traditionelle Gastronomietreue der Brauerei C. & A. Veltins verpflichtet uns geradezu dazu, in solch ungewöhnlich schweren Zeiten zu helfen. Wir haben deshalb zur Stützung unserer Vertragspartner in der Gastronomie die Darlehensrückzahlung für zwei Monate ausgesetzt. Mit den Worten des Veltins-Generalbevollmächtigten Michael Huber: „Wir wollen Betrieben die notwendige Luft verschaffen und zu einer Erleichterung beim Neustart nach der Krise beitragen. Der Lockdown war nichts anders als eine Vollbremsung – und zwar auf Null.“ Wir haben gleich nach Krisenbeginn ein umfangreiches Beratungsprogramm gestartet, mit denen hilfesuchenden Gastronomiepartnern Hinweise und Empfehlungen als Erstmaßnahmen an die Hand gegeben wurden. Mit der Stundung der Darlehenstilgungen bis Ende Mai geben wir den Gastronomen ein Stück Sicherheit bei den Planungen für den Neustart.

Gleichwohl wird es für die Gastronomie ein schwieriges Jahr bleiben, ganz gleich, wie schnell die Betriebe wieder öffnen und mit welchen behördlichen Restriktionen sie dann weiterleben müssen. Gastronomie ist ein grundsätzlich auf menschliche Nähe ausgerichtetes Geschäftsmodell, dessen Kern in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Es wird eine Weile brauchen, bis wieder Normalität eingekehrt ist.

Verständlicherweise hat auch der gastronomische Außendienst auf Home-Office umgestellt. Sobald das Gastronomieleben wieder beginnt, sind wir aber handlungsfähig. Es geht jetzt um Augenmaß und eine rationale Bestandsaufnahme, denn das Geschäftsjahr läuft ja trotz aller Risiken auch mit vielen Chancen erst an. Jeder muss Vorsicht walten lassen, wie sehr er sich Tag für Tag von der katastrophenähnlichen Berichterstattung mitreißen lässt. Eine Frage stellt sich doch letztlich zur Prüfung immer wieder neu: Was bedeutet der aktuelle Kontext für mich und was muss sich daraus ableiten? Mit der Beantwortung löst sich manch komplexer Sachverhalt in Wohlgefallen auf.

Wir glauben daran, dass der Markt gerade in der Nach-Krise-Phase für neue Produkte aufnahmefähig ist. So wird das „Helle Pülleken“ wie vorgesehen an den Start gehen. Wir haben frühzeitig und zum Schutz der Mitarbeiter auf Home-Office-Working umgestellt. Angesichts der ohnehin schon vorher großen Flexibilität, fernab vom Office arbeiten zu können, war es kein organisatorisches Problem. Gleichwohl fehlte von einem Tag zum anderen die hilfreiche und gelernte Zuruf-Kommunikation. Es ist schon notwendig, die Arbeit für alle Bereiche stärker zu strukturieren.

www.veltins.de


Warsteiner Brauerei

Sinje Vogelsang, Leiterin Unternehmenskommunikation

Schon heute steht fest, dass die Corona-Pandemie massive Auswirkungen auf die 1.500 Brauereien in Deutschland haben wird. Waren im Februar die Exporte in wichtige Auslandsmärkte eingebrochen, fiel ab März auch das Gastronomiegeschäft weg. Die getroffenen staatlichen Maßnahmen sind nachvollziehbar und gerechtfertigt. Allerdings verschärft sich die wirtschaftliche Situation für die Gastronomie und damit auch die Brauereien von Tag zu Tag. Durch die Absage tausender Veranstaltungen und der Fußball-Europameisterschaft wird die Branche ebenfalls hart getroffen. Noch ist es viel zu früh für eine Prognose, aber die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die gesamte Braubranche werden massiv sein. Zum Schutz unserer Mitarbeiter im Vertrieb haben wir am 17. März mit sofortiger Wirkung die Kundenbesuche untersagt, denn als Unternehmen tragen wir eine große Verantwortung. Für uns hat die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter und ihrer Familien höchste Priorität.

Unser Produktlaunch von Warsteiner Grapefruit fand Anfang April wie geplant statt.

www.warsteiner.de


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Wir haben Repräsentanten verschiedener Brauereien zur Lage befragt; Umfrage und Antworten stammen aus der Woche vor Ostern.Auf den Anfang des Jahres durchgeführten Bilanzpressekonferenzen etwa von Veltins und Krombacher beziehungsweise in den entsprechenden Pressemitteilungen gewährten die Brauereien noch die üblichen Einblicke in ihre Unternehmen, gaben Einschätzungen des Marktes ab, analysierten das Vorjahr und präsentierten neue Produkte für das Fußball-EM- und Olympiajahr 2020.Dabei war längst nicht alles eitel Sonnenschein: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland mit einem sinkenden Bruttoinlandsprodukt, dazu die demografische Entwicklung, führten nach Beobachtung führender Brauer zu einem sinkenden Pro-Kopf-Bierverbrauch von nur noch etwa 100 Litern im Jahr 2019. Nach dem Rekordsommer 2018 kam es 2019 zwangsläufig zu einer gewissen Umsatzdelle; nach einem starken Frühjahr folgten ein schwacher Mai, Juni und August, außerdem gab es kein sportliches Großereignis wie Fußball-EM oder WM.Mittelfristig verzeichnen die Experten – beispielhaft erläutert und aufbereitet etwa auf der Bilanzpressekonferenz von Veltins im fernen Januar – ein Schrumpfen der konsum- und ausgehfreudigen Zielgruppen und deutliche Absatzverluste der Brauwirtschaft. Seit der Jahrtausendwende verlor der deutsche Biermarkt knapp 18 Millionen Hektoliter; der Bierabsatz lag 2019 bei etwa 92 Millionen Hektolitern.Als Phänomene in der Sortenentwicklung wurden beobachtet: Pils und besonders Weizen verloren in der Gunst der Verbraucher deutlich, Biermixe und alkoholfreie Biere stagnierten mit leichtem Plus, neue Sorten wie Hellbiere und Bierspezialitäten dagegen wuchsen überproportional. Offenbar also eine gute Chance, neue Produkte in den genannten Sparten zu launchen.Soweit also der Normalfall in einem der wichtigsten Segmente des Gastgewerbes. In diesem Frühjahr jedoch ist alles anders. Wir haben unterschiedlichen Brauereien deshalb Fragen zur besonderen Shutdown-Situation in der Gastronomie gestellt:Welche Hilfen, etwa Stundungen, gewähren Sie Ihren in Not geratenen Partnern in Gastronomie und Hotellerie? Wie wirken sich die Maßnahmen der Regierung samt wegbrechendem Kneipen- und Biergartengeschäft, der Ausfall der Fußball-Bundesliga und erst recht die Absage der Fußball-EM auf Ihre Jahresprognosen aus?Welche Maßnahmen, etwa Kurzarbeit, hat Ihre Brauerei ergriffen, welche weiteren Maßnahmen ziehen Sie in Erwägung?Werden Sie den Launch von Neuprodukten gegebenenfalls verschieben?Lesen Sie im Folgenden die Statements führender Vertreter der Branche.Bitburger BraugruppeAxel Dahm, Sprecher der GeschäftsführungNatürlich haben die Ausbreitung des Corona-Virus und die aktuellen Maßnahmen der Politik zur Eindämmung des Virus auch tiefgreifende Folgen für das Geschäft und die tägliche Arbeit der Bitburger Braugruppe. Wie für uns alle wird aber entscheidend sein, wie lange die derzeitige Situation andauern wird. Seriöse Aussagen oder Prognosen über den weiteren Verlauf oder gar Umsatzfolgen und Verkaufszahlen können wir derzeit nicht treffen, sie stehen aber aus unserer Sicht auch nicht im Vordergrund. Höchste Priorität haben für uns in dieser Situation die Gesundheit unserer Mitarbeiter und deren Angehörigen, die Grundversorgung unserer Kunden sowie die Aufrechterhaltung unseres Geschäftsbetriebes, soweit dies möglich ist. Eine schnelle und weitreichende Einrichtung von Heimarbeitsplätzen zur Unterstützung der gesellschaftlich notwendigen Reduktion von Sozialkontakten wurde in der Unternehmensgruppe bereits umgesetzt.Darüber hinaus sind wir im ständigen Austausch mit unseren Kunden und setzen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten mit zahlreichen individuelle Maßnahmen dafür ein, gemeinsam mit unseren Partnern diese enorme Herausforderung bestmöglich zu meistern.www.bitburger-braugruppe.deBrauerei Gebr. MaiselJeff Maisel, InhaberWir werden allen Gastronomiepartnern, die bisher gut gewirtschaftet haben und nur durch die Corona-Krise in Bedrängnis geraten sind, im Rahmen unserer Möglichkeiten sehr gerne helfen, zum Beispiel mit Stundungen oder zusätzlichen Mitteln in Form von Überbrückungsdarlehen.Abgesehen von einigen Gastronomen, die Abhol- und Lieferservices anbieten, ist unser Absatz in der Gastronomie aufgrund der momentanen Situation komplett zum Erliegen gekommen. Wir gehen in unseren Überlegungen momentan davon aus, dass wir in der Gastronomie im laufenden Jahr einen Absatzrückgang von etwa 40 Prozent haben werden.Aktuell stehen die Gesundheit unserer Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden sowie die Aufrechterhaltung des Brauereibetriebes an oberster Stelle. Wir haben ein „Krisenteam Corona“ gebildet, in dem wir uns täglich zu aktuellen Neuerungen abstimmen. Zur Sicherheit unserer Mitarbeiter haben wir bereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Unser Außendienst ist komplett auf Home Office umgestellt, die Betreuung findet derzeit telefonisch und per Mail statt. Die Verwaltungsmitarbeiter arbeiten nach Möglichkeit ebenfalls im Home Office, in der Produktion haben wir eine spezielle Schichtenregelung eingeführt, damit die Kolleginnen und Kollegen möglichst wenig Kontakt untereinander haben. Für die LKW-Fahrer, die Bier bei uns abholen, haben wir gesonderte Aufenthaltsbereiche eingerichtet, so dass auch sie unsere Brauereigebäude nicht mehr betreten müssen. Wir glauben momentan – soweit möglich – auf der Höhe des Geschehens zu sein und sind darauf vorbereitet, unsere Maßnahmen an aktuelle Veränderungen anzupassen.Aktuell ist jeder mit Krisenbewältigungsthemen beschäftigt, sodass momentan kein guter Zeitpunkt wäre, Neuprodukte zu lancieren – wir werden das daher auch nicht tun.www.maisel.comMeckatzer LöwenbräuMarkus Horn, Leiter MarketingWir haben bereits Ende März das Meckatzer Solidaritätspaket aufgelegt. Wir sind der Meinung, dass Apelle an Politiker und Entscheider wichtig sind, es jedoch nicht dabei bleiben darf. Wichtig ist, nun auch ins Tun zu gehen und unseren Partner kurzfristig bei der Liquidität zu helfen. Zum einen stunden wir die Pacht bei Eigenbetrieben bzw. bei von uns angemieteten Objekten für März und April bzw. auch darüber hinaus. Das gleiche gilt auch für offene Rechnungen aus Bierlieferungen und Darlehen, die Gastronomen von uns bekommen haben.Wir brauen derzeit etwa ein Viertel weniger Bier als sonst. Wenn 25 Prozent wegfallen, ist das schon viel. Je nachdem, wie lange die Krise dauert, wird es auf einen ordentlichen sechsstelligen Betrag hinauslaufen.In bestimmten Bereichen, die eng mit der Gastronomie, Veranstaltungen und Festen verknüpft sind, mussten wir Kurzarbeit anmelden. Weitere Maßnahmen ziehen wir nicht in Betracht. Uns ist wichtig, dass wir auch in Krisenzeiten unsere Unternehmenswerte leben, das heißt zum Wohle aller denken und entscheiden. Entsprechend wägen wir jeden Schritt genau ab. Schließlich wollen wir auch nach der Krise mit Lieferanten, Kooperations- und Vertriebspartnern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern partnerschaftlich erfolgreich zusammenarbeiten. Da müssen wir Meckatzer solidarisch sein und helfen statt Verbindungen zu kappen. In diesem Zusammenhang haben wir übrigens auch die Aktion #miteinanderstark ins Leben gerufen – eine Plattform, auf der wir alles zusammenführen, was den Alltag aktuell leichter und angenehmer macht.Wir verschieben keine Markteinführung. Tatsächlich kam am 1. April unser Helles in der 0,33-Liter-Flasche in den Handel. Daran haben wir nicht gerüttelt, da war die Neugier unserer Kunden einfach schon im Vorfeld zu groß. Wir haben die Art der Kommunikation an die aktuelle Situation angepasst, zeigen zum Beispiel keine Picknickszene mit Freunden am See in den Anzeigen. Und ein Bier genießen kann man schließlich auch mit dem Partner Zuhause. Dann ist das einfach der ganz persönliche Genussmoment, den es auch in Corona-Zeiten geben muss.www.meckatzer.deRadeberger GruppeBirte Kleppien, Leiterin UnternehmenskommunikationDie umfassenden behördlichen Einschränkungen und das eingebrochene Ausgehverhalten der Deutschen haben massive Auswirkungen auf das Gastronomiegeschäft, Finanzierungen durch Brauereien eingeschlossen. Diese Krise konnte niemand vorhersehen. Sie trifft uns alle unverschuldet, aber mit einer brachialen Gewalt, sorgt für harte Einschläge und stellt uns vor bisher ungekannte Herausforderungen.Wir wollen unseren Kunden aber im Rahmen der Möglichkeiten helfen – und sei es mit Beratung und Unterstützung mit Blick auf staatliche Hilfs- und Überbrückungsangebote. So haben wir für Partner des Gastgewerbes eine Checkliste erstellt, die länderspezifische Angebote ebenso aufzeigt wie Kostensenkungspotenziale sowie auf den Startschuss nach der Corona-Krise vorbereitet. 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In Produktion, Technik und Logistik gibt es dagegen derzeit keine Kurzarbeitsmaßnahmen, da diese unsere Lieferfähigkeit in Richtung Handel sichern.Ob darüber hinaus weitere Maßnahmen folgen müssen, prüfen wir laufend. Dabei leiten uns bei der Radeberger Gruppe zwei Prioritäten: Erstens unsere Belegschaft gesund durch diese Epidemie zu bringen. Und zweitens unsere Geschäftsprozesse bestmöglich abzusichern.Die für dieses Jahr geplanten Neuprodukte wie beispielsweise der alkoholfreie Biermix Jever Fun Blutorange oder Oberdorfer Helles aus Bayern sind bereits seit Anfang März an unseren Rampen verfügbar. Ob es im Folgejahr weitere Portfolioveränderungen geben wird, werden wir – wie gewohnt – erst im Herbst prüfen.www.radeberger-gruppe.deBrauerei C. & A. VeltinsHerbert Sollich, MarketingdirektorDie traditionelle Gastronomietreue der Brauerei C. & A. Veltins verpflichtet uns geradezu dazu, in solch ungewöhnlich schweren Zeiten zu helfen. 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Gastronomie ist ein grundsätzlich auf menschliche Nähe ausgerichtetes Geschäftsmodell, dessen Kern in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Es wird eine Weile brauchen, bis wieder Normalität eingekehrt ist.Verständlicherweise hat auch der gastronomische Außendienst auf Home-Office umgestellt. Sobald das Gastronomieleben wieder beginnt, sind wir aber handlungsfähig. Es geht jetzt um Augenmaß und eine rationale Bestandsaufnahme, denn das Geschäftsjahr läuft ja trotz aller Risiken auch mit vielen Chancen erst an. Jeder muss Vorsicht walten lassen, wie sehr er sich Tag für Tag von der katastrophenähnlichen Berichterstattung mitreißen lässt. Eine Frage stellt sich doch letztlich zur Prüfung immer wieder neu: Was bedeutet der aktuelle Kontext für mich und was muss sich daraus ableiten? Mit der Beantwortung löst sich manch komplexer Sachverhalt in Wohlgefallen auf.Wir glauben daran, dass der Markt gerade in der Nach-Krise-Phase für neue Produkte aufnahmefähig ist. So wird das „Helle Pülleken“ wie vorgesehen an den Start gehen. Wir haben frühzeitig und zum Schutz der Mitarbeiter auf Home-Office-Working umgestellt. Angesichts der ohnehin schon vorher großen Flexibilität, fernab vom Office arbeiten zu können, war es kein organisatorisches Problem. Gleichwohl fehlte von einem Tag zum anderen die hilfreiche und gelernte Zuruf-Kommunikation. Es ist schon notwendig, die Arbeit für alle Bereiche stärker zu strukturieren.www.veltins.deWarsteiner BrauereiSinje Vogelsang, Leiterin UnternehmenskommunikationSchon heute steht fest, dass die Corona-Pandemie massive Auswirkungen auf die 1.500 Brauereien in Deutschland haben wird. Waren im Februar die Exporte in wichtige Auslandsmärkte eingebrochen, fiel ab März auch das Gastronomiegeschäft weg. Die getroffenen staatlichen Maßnahmen sind nachvollziehbar und gerechtfertigt. Allerdings verschärft sich die wirtschaftliche Situation für die Gastronomie und damit auch die Brauereien von Tag zu Tag. Durch die Absage tausender Veranstaltungen und der Fußball-Europameisterschaft wird die Branche ebenfalls hart getroffen. Noch ist es viel zu früh für eine Prognose, aber die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die gesamte Braubranche werden massiv sein. Zum Schutz unserer Mitarbeiter im Vertrieb haben wir am 17. März mit sofortiger Wirkung die Kundenbesuche untersagt, denn als Unternehmen tragen wir eine große Verantwortung. Für uns hat die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter und ihrer Familien höchste Priorität.Unser Produktlaunch von Warsteiner Grapefruit fand Anfang April wie geplant statt.www.warsteiner.de

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